24.03.2015

Große Möhre - Trial and Error

Zum "Leporidae 2.0"-Outfit hatte ich mir vor längerer Zeit überlegt eine Tasche zu nähen. Diese sollte praktisch und thematisch passend sein. Also war die Grundidee, etwas möhrenförmiges als Rucksack mit Reißverschluss zum Rücken hin, zu nähen. Die Zeit war leider wieder etwas knapp und dazu hatte ich mich nur auf bereits vorhandene Materialien verlassen. In der Hoffnung etwas Gutes und Nützliches zu produzieren hatte ich fleißig fotografiert. Im Endeffekt hatte ich den Möhren-Rucksack einen Tag auf der Leipziger Buchmesse genutzt und dann daheim wieder in die Ecke geschmissen Deswegen der Titelzusatz "Trial and Error" zu Deutsch: Versuch und Fehlschlag. Der nachfolgende Eintrag ist also eher eine Zusammenfassung meiner Erfahrung als eine Nähanleitung.

Die Form sollte nicht der kegelähnlichen Form einer Karotte entsprechen, da der Rucksack nicht nur hübsch sondern auch praktisch sein und genügend Platz haben sollte. Also habe ich quasi das 2D-Bild einer Möhre in eine 3D-Form umgesetzt. Klingt komisch, deswegen schiebe ich eine PC-Skizze zur Verdeutlichung nach

grobe Darstellung der Form-Idee

Als Stoff hatte ich mir einen alten, flauschigen Bademantel aufgehoben, laut Ettikett besteht er aus 80% Baumwolle und 20% Elasthan. Das Elasthan wurde später mein Fluch! Zuerst habe ich die beiden Schnitteile für Vorder- und Rückseite auf die linke Seite des Stoffes übertragen. Das hat sich später als unnötig herausgestellt, da ich neben dem geplanten Vlies zum Verstärken doch noch Futter aufgenäht habe.

unnötige Schnittübertragung

Die "Umrandung" der Möhre habe ich in vier Teile aufgeteilt, je eines für die obere und untere Rundung und 2 für die Seiten. Das war einfacher zu nähen und ich konnte an den Schnittpunkten der Teile D-Ringe für die Tragegurte anbringen.

Die vier Schnitteile mit Kennzeichnung

Da ich hauptsächlich mit bereits vorhandenen Resten und Materialien gearbeitet habe, habe ich auch eine günstige Alternative zu Vlies gesucht. In einem Nähforum hatte ich mal gelesen, dass man diese dicken Haushaltstücher nutzen kann. Wer sowas schon mal in der Hand hatte, wird wissen was gemeint ist.

Keine Werbung, die Marke ist ja egal

Die Tücher sind recht dick und werden meist als Boden- oder Wischtücher bezeichnet. Auf diesen hier steht sogar drauf, dass sie einen hohen Vliesanteil haben und genau das, hab ich doch gesucht Es gibt sie auch in verschiedenen Farben, falls ihr mal einen Farbwunsch habt, geht das also auch. Bei mir gab es zur Zeit leider keine einfarbigen, sondern nur bedruckte Tücher. Die Pinguine scheinen zwar durch den Oberstoff leicht hindurch, aber das stört nicht weiter. Wer hällt denn im Alltag schon einen Rucksack gegen das Licht?

Oberstoff, Vlies und Futterstoff (weiße Baumwolle) wurden dann einfach für alle Stücke zurecht geschnitten und fast alle zusammengenäht. Bei der Rückseite der Möhre wollte ich ja einen Reißverschluss einnähen. Wie schon bei den Innentaschen für den Rock ist das eine Sicherung gegen Diebstahl. Klar, mit Messern und Rassierklingen bekommt man jede Tasche aufgeschlitzt. Aber ich gehe damit ja auch nicht nach Venedig sondern "nur" auf Conventions, da trifft man eher nicht auf professionelle Diebesbanden.

RV von der rechten Seite

Bei der Rückseite habe ich die einzelnen Lagen nicht sofort zusammen genäht. Den RV habe ich zuerst ins Futter eingenäht, dann eine entsprechende Stelle im Vlies rausgeschnitten und zuletzt den Oberstoff eingeschnitten und umgeschlagen und dann alles zusammengenäht. So konnte ich den RV auch in der Innenseite verstecken. Kompliziert - aber eben genau das, was ich wollte.

Innenseite mit RV - unsauber, aber sieht man sowieso nicht

Auf die Innenseite mit dem RV sollte auch noch eine kleine Tasche. Die konnte ich direkt vom alten Bademantel abnehmen, mit Klettband versehen und mit einer Falte an der Unterseite aufnähen. Ich hätte die Tasche auch nur an das Futter nähen können, dann würde man von Außen nichts sehen.

kleine Innentasche

Zwischendurch habe ich auch die D-Ringe an kleine Stoffschlaufen genäht, somit sind alle Teile zum Zusammennähen bereit. Dabei habe ich erst die Umrandungsteile aneinander genäht, allerdings noch nicht zum Ring geschlossen. Danach wurde die Umrandung rechts auf rechts mit der Rückseite vernäht.

Umrandung auf Rückseite genäht
So sieht es aufgeklappt aus.

Durch die hohe Elastizität und die sechs Lagen Stoff hat mich und meine Maschine das Nähen ganz schön genervt. Ich gebe zu, ich habe dabei die Geduld und Lust dran verloren und kaum noch Hoffnung gehabt... Es wurde dennoch fertig und sah gar nicht mal so übel aus. Das Grünzeug hatte ich aus Zeitgründen (und zur Schonung meiner Nerven) erstmal weggelassen.

noch auf links

Und durch den RV auf rechts gewendet.

Nach diesen Fotos hatte ich mich gefreut, dass die Form so gut stand Doch nach dem Packen und Aufsetzen kam dann die Ernüchterung. Die Tasche verformt sich trotz Vlies so sehr, dass die Form nicht mehr erkennbar ist Man müsste also doch auf Pappe, Draht oder ähnliches zurückgreifen. Wobei ich bei einer ähnlich aufgebauten Herztasche von mir bemerkt habe, dass die Pappe irgendwann auch durchknickt.

als Rucksack getragen

Nachdem die Tasche einmal voll gepackt war, ist die Form auch ausgeleiert und geht nicht mehr zurück. Die Träger sind ebenfalls aus dem Material des Bademantels, mit einer Schnalle zum Verstellen der Länge versehen und zwei Karabinern. Die Träger sind nicht fest mit dem Rucksack vernäht, damit man sie anders befestigen und die Möhre als Umhängetasche tragen kann.

als Umhängetasche getragen

Doch auch das stellt sich als gute Idee aber schlechte Umsetzung heraus. Da die Träger ebenfalls aus dem sehr elastischen Stoff sind, hing mir der Möhrenrucksack beim Tragen auf der Leipziger Buchmesse viel zu tief. Zudem war trotz allem Planen nicht viel Platz in der Tasche. So habe ich die anderen beiden Tage der Buchmesse dann den Rucksack meines Mannes getragen. Mal sehen ob ich mich nochmal an diese oder eine ähnliche Rucksack-Variante für Conventions ranwage. Zumindest bin ich nach diesem Fehlschlag um einige Erfahrungen reicher

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